Das "Urgestein" Siegfried Lehmann scheidet aus dem Gemeinderat aus.

von Pressewart

Siegfried Lehmann verabschiedet sich aus dem Gemeinderat.

Ist es vorbei mit Schlossallee und Bundesliga ?

 

Ja, mit der zertifizierten Stadtbücherei, der Anzahl unserer Kindertagesstätten, der geringen pro Kopf Verschuldung spielen wir zur Zeit noch in den obersten Ligen im Ländle mit. Doch, wie lange geht das noch so weiter ?

 

Meine lieben Kolleginnen und Kollegen vom Gemeinderat, meine Damen und Herren in der Verwaltung, sehr geehrter Herr Bürgermeister Züfle, werte Gäste im Saal.  Spare wenn es möglich ist, dann hast du in der Not, das ist eine unsere schwäbische Mentalitäten.

 

Diese Art, mehr als 20 Jahre Betriebsrat, über 40 Jahre Jugendarbeit, aktiver Sportler, Funktionär und Schiedsrichter haben mich begleitet und war meine Freizeitgestaltung. Vor allem, als immer gern gesehener Schiri habe ich versucht die Gerechtigkeit gleichmäßig zu verteilen. Erlauben sie mir auch deshalb, zum Ende meiner 16 jährigen GR – Zugehörigkeit, den Vergleich mit einem Spiel. Wer überzeugt gewinnt!

 

2004, als ich dieses Spielfeld hier betrat, waren, so wie heute auch, nur 4 weibliche, aber 14 männliche Personen auf dem Spielfeld. Diese werden alle 5 Jahre durch Wahlen ausgewechselt. Von den damaligen Akteuren spielen 6 Personen bis zum heutigen Tage noch mit. Der Spielleiter und Schiedsrichter, der Bürgermeister wird alle 8 Jahre neu ins Amt gewählt. Alle hier im Rund sollten die Spielregeln, wie z. B. die Gesetze, Verordnungen, Satzungen oder Geimeinderats- Beschlüsse einigermaßen kennen. Über die Einhaltung dieser achtet vor allem der Schiedsrichter mit seiner Führungsriege.

 

Die ersten 4 Jahren standen ganz im Vokus der Rathauserweiterung und Innenstadtsanierung. Die Gemeinderatssitzungen fanden im Bürgerhaus statt. Ich erinnere mich auch gerne an die Golfplatzplanung mit der Traktorparade vor dem Rathaus.

In dieser Zeit hat sich das Führungsteam nach und nach in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Ich habe also bei vielen Neueinstellung und personellen Veränderungen mit entschieden und die Auswirkungen hautnah mit erlebt. Die verschiedenen Führungsstiele, sowie das mit- und gegeneinander hier im Rund habe ich als Mannschaftssportler sehr wohl registriert, gefühlt und verglichen. Dieser neue Stiel motivierte und hat mir persönlich, aber vor allem dem Miteinander gut getan.

 

Mit der Tagesordnung zur Sitzung gibt die spielleitende Stelle vor, welche Themen aktuell wichtig sind und welche wir spielen. Da geht es um Neubaugebiete, Feuerwehr, Straßensanierungen, Digitalisierung, Wald und Erholung, Personelles, um nur ein paar zu nennen. Einen großen Raum nimmt die Jugendarbeit mit Kindergärten und Schule, sowie die städtische Eigenbetriebe ein. Also ein richtig interessantes, abwechslungsreiches und manchmal auch sehr aufregendes Spiel, das richtig Spaß macht. Bei dem man sehr gerne mitspielt und mit entscheidet!

Wenn bei den Teams zu viel Einstimmigkeit herrscht, so spricht man im Städtle, in unserer Bevölkerung oder im Verein auch von einem Kopfnickerspiel.

 

Ein Spiel erinnert stark an Monopoly, denn es geht immer um`s liebe Geld.

Deshalb ist einer der wichtigsten Mitspieler der Kämmerer. Er würfelt und das Spiel kann jedes Jahr neu beginnen. Zum großen Glück für uns alle würfelte er in den letzten Jahren immer 6 er. Die geplanten Einnahmen, wie z. B. Steuern 2018, waren es über 7. Mio € allein an Gewerbesteuer. Die Erträge, Zuweisungen, und Zuschüsse flossen reichlich, so kam es zu fast 14 Mio € an liquiden Mittel.

 

 

Da konnte man im letzten Jahr für über 4 Mio € den Bürgern ein Geschenk in Form eines neuen Freibades machen. Ein weiteres, auch nicht unbedingt zu den Pflichtaufgaben gehörendes Großprojekt, war die Lindachsporthalle mit Kunstrasen.

 

Zur Erinnerung, Bereits Ende 2008 lief die Planung zum Bau von dieser oder einer Halle an der Grundschule. TTS plante den Neubau auf dem ehemaligen Raugelände.

 

Aber halt! Da gibt es sie ja noch, die Pflichtaufgaben. Dazu gehört auch der neu erbaute Kindergarten Schellingstraße. Er schlägt mit 4 Mio € zu Buche. Dazu die jedes Jahr immer wiederkehrenden Ausgaben. Wie z.B. die jedes Jahr steigenden Löhne und Gehälter. 2018 waren es noch fast 7 Mio€.. Der Ansatz 2020 liegt bereits bei 8,3 Mio €. Dazu kommen die Kreisumlagen, Steuern und Abgaben, usw.

 

Für die anstehenden Aufgaben der nächsten Jahre mit den großen Bauvorhaben wie Turnhalle an der Grundschule, Feuerwehrauto und Magazin, Kindergarten und Orstdurchfahrt in Hepsisau, Sanierung Bildungszentrum Wühle müssen größere Kredite aufgenommen werden. Die etwas kleineren Beträge für Straßensanierung, Kläranlage, Bauhof, Medienentwicklung an Schulen, Verwaltung und Bücherei gehen nochmals in die Millionen. Wo soll das liebe Geld herkommen? Bei so vielen wichtigen Bauvorhaben ist es vorbei mit Schlossallee und Bundesliga.

 

Als Sozialer und ehemaliger Jugendleiter finde ich es topp, dass wir in die Jugend investieren. Wir Weilheimer erlauben uns noch, die neue Sporthalle der Grundschule an allen Wochenenden und in den Ferien leer stehen zu lassen, also mit 180 Tagen fast die Hälfte vom Jahr! Aber, ich frage mich schon, muss das sein?

 

Jetzt trübt sich auch noch, vor allem wegen des Coronavirus, die wirtschaftliche Lage ein. Die Kämmerei, Herr Bräunle, wird hoffentlich noch 3er und 4er würfeln. Die finanzielle Situation wird sehr kritisch und hat enorme Folgen. Großes Schuldenmachen ist angesagt! Ich wünsche euch, liebe Ratsmitglieder, vor allem auch deshalb immer die richtigen Entscheidungen, für unser schönes und lebenswertes Städtle.

 

Es muss nicht immer die Schlossallee sein. Mühlgässle und Bezirksliga reichen auch.

Wichtig ist! Das Herz, das muss schlagen. Das Herz sind die Bewohner und Freunde

 

 

Vor dem Finale stolperten wir noch auf das Ereignisfeld. Das Spielfeld wurde mächtig durch Maulwurfhäufen aufgewühlt. Ein faires Spiel war nicht mehr möglich. Es gab Risse, ja sogar Spalten und einen Graben im Spielfeld. Mit einem Bürgerentscheid konnte man das Feld wieder bespielbar machen. Ein riesiges Superfest mit dem 700 Jährigen Stadtjubiläum tat sein übriges dazu. Doch es ist wie nach einer Sportverletzung mit OP. Es bleiben weiterhin Narben zurück.

 

Gott sei Dank kommen, so wie heute, junge und frische Spieler-innen nach, die neu mitspielen und ihre Ideen mit einbringen. Ob aber spontane Anträge, denen nicht einmal die eigene Gruppierung folgen kann, der richtige Weg sind, stelle ich in Frage.

Mein Spiel ist nun zu Ende. Ich danke euch, dass ich so lange fair, ab und zu auch hart in diesem Team mitspielen durfte. Ich hätte 2004 nie und nimmer daran gedacht, dass ich so lange hier bei euch sitze und bedanke mich bei meine Fans.

Meiner Nachfolgerin Karola wünsche ich, vor allem in diesen schweren Zeiten, einen guten Start mit der Sozialen Bürgervereinigung und mit Euch hier im Gemeindrat. Schön, dass wieder eine Frau mehr im Ratsaal Platz nimmt und die SBV als einzige Gruppierung wieder paritätisch besetzt ist. Danke!

 

 

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