Aus dem Teckboten: Gerda Schrägle 25 Jahre im Gemeinderat

von Dr. Ulrich Mors

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Johannes Züfle gratuliert Gerda Schrägle. Foto: Carsten Riedl

Ehrung Gerda Schrägle sitzt 25 Jahre im Gemeinderat seit 1997 im Weilheimer Ratsrund. Eine Allrounderin, die kein Blatt vor den Mund nimmt.

Damit ist sie die dienstälteste Frau im Gremium und wird bei Weitem nicht nur als Finanzexpertin geschätzt. Von Bianca Lütz-Holoch

 

Keine Frau – und nur ein Mann – sitzt schon länger im Weilheimer Gemeinderat als sie: Seit 25 Jahren gestaltet Gerda Schrägle als

Stadträtin die Kommunalpolitik der Stadt unter der Limburg mit. Jetzt ist sie von Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle für ihre Leistungen mit der Ehrenstele des Gemeindetags ausgezeichnet worden.

„Für mich war es immer wichtig, Ansprechpartnerin und Sprachrohr der Bürger zu sein“, sagt Gerda Schrägle. Gerade dass sie kein Blatt vor den Mund nimmt, auch wenn es um heikle und strittige Themen geht, schätzen viele Bürger an ihr. Nicht umsonst ist Gerda Schrägle seit ihrem Einzug in den Gemeinderat fünf Mal wiedergewählt worden und hält seit 2009 die Position als Stimmenkönigin der SBV. Lediglich Stadtrat Rainer Bauer ist mit 28 Jahren Ratszugehörigkeit noch länger dabei.

Zur Kommunalpolitik gekommen ist die Weilheimerin durch ein Erlebnis als Elternvertreterin im Kindergarten Egelsberg. „Wir wollten eine dritte Gruppe eröffnen und brauchten einen Anbau“, erzählt sie. „Aber wir haben kein Gehör gefunden.“ Also beschloss die junge Mutter, aktiv zu werden. Bei den Kommunalwahlen 1994 kandidierte sie für die Soziale Bürgervereinigung. Der Sprung ins Gremium gelang ihr zwar nicht auf Anhieb. 1997 rückte sie dann jedoch für Hans Riek nach.

 

Von Kinderbetreuung bis Verkehr

 

Kinderbetreuung und Bildung sind Themen, die Gerda Schrägle nach wie vor wichtig sind. Dass Weilheim heute viel familienfreundlicher ist verbucht sie auch als eigenen Erfolg. Ihre große Stärke allerdings sind die Finanzen: Ob kommunaler Haushalt, Kalkulationen oder die Wasserkonzessionsabgabe – bei Zahlen behält die Diplom-Finanzwirtin stets den Überblick.

Ganz oben stehen für Gerda Schrägle auch die Themen Umwelt, Klima und Energie. Genau da sieht sie die großen Aufgaben der Stadt für die Zukunft. „So viele Menschen sind in ihrer Freizeit zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs“, sagt sie. „Jetzt muss man sie dazu bewegen, auch Besorgungen ohne Auto zu erledigen oder zur Arbeit zu radeln“. Große Hoffnungen setzt sie deshalb auf das Verkehrskonzept.

„Gerda Schrägle hat viele Steckenpferde und ein gutes Gespür für die Stadt“, würdigt Johannes Züfle die vielfältigen Interessen der Stadträtin in seiner Rede im Gemeinderat. „Sie ist eine echte Allrounderin.“ Ihre Anliegen verfolge sie mit Beharrlichkeit, Ausdauer und Weitblick.

Das weiß auch SBV-Stadtrat Martin Pfauth: „Schon als Spielerin und Jugendtrainierin im Handball wolltest du immer gewinnen“, merkt er humorvoll an. Auch als Gruppierungssprecherin der SBV verfolge Gerda Schrägle ihre Ziele energisch, aber nie dogmatisch. Die eigene Meinung revidieren und Mehrheitsentscheidungen mittragen – auch das kann sie. Nicht zuletzt, das betont Bürgermeister Johannes Züfle, sei Gerda Schrägle eine persönliche Bereicherung. „Sie haben als Mensch zur Weiterentwicklung des Gemeinderats beigetragen und dafür gesorgt, dass auch über Fraktionsgrenzen hinweg abgestimmt und diskutiert werden kann. Das ist nicht überall so üblich.“

 

Der Frauenanteil ist kaum gestiegen

 

Luft nach oben ist aus Gerda Schrägles Sicht noch, was die Rolle von Frauen in der Kommunalpolitik angeht. „Als ich damals in den Gemeinderat kam, war ich die vierte Frau.“ Ihr Traum, dass der Gemeinderat zur Hälfte mit Frauen Männern besetzt ist, hat sich auch nach einem Vierteljahrhundert nicht erfüllt: Aktuell sind fünf von 18 Gemeinderatsmitgliedern Frauen, also nicht mal ein Drittel. „Und das bei mehr als 50 Prozent weiblichen Wahlberechtigten“, gibt Gerda Schrägle zu bedenken. Eine Befürworterin der Frauenquote ist sie per se nicht. „Ich fürchte aber, dass sich ohne gezielte Frauenförderung auch künftig nichts ändern wird.“

Sorgen bereitet der Stadträtin auch die zunehmende Ich-Bezogenheit der Menschen. „Früher sind die Leute mit persönlichen Anliegen zu mir gekommen, die alle betreffen“, sagt sie. „Heute geht es vielen nur noch um den eigenen Vorteil. Andere Dinge haben sich in den vergangenen 25 Jahren zum Positiven geändert. „Es gibt zum Beispiel viel mehr Bürgerbeteiligung.“

Der Tiefpunkt ihrer Laufbahn als Stadträtin? „Das war, als ich meine deutliche Meinung zur Kombi-Halle geäußert habe und dafür persönlich angefeindet wurde“, erinnert sich Gerda Schrägle. Die Versöhnung folgte 2019 im Jahr des Stadtjubiläums. „Weilheim im Festrausch und all die fröhlichen Gesichter – das war für mich eines der schönsten Erlebnisse überhaupt“, sagt sie. Denn letztlich, davon ist Gerda Schrägle überzeugt, zählen am Ende nicht die Zahlen und die Gebäude in einer Stadt: „Das Wichtigste ist doch, dass die Gemeinschaft funktioniert.“

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